Bröckelnder Beton und spiegelnde Linien – Der Sahara Yeti und der Fall der Mauer, 1989

Der Sahara Yeti 1989 in Berlin, Spiegel mit Kokainlinien vor sich, Fernseher im Hintergrund, Symbolfigur einer anderen Art von Einfluss.
Der Sahara Yeti beim entscheidenden Support

Once upon a time, in einem Berliner Hinterzimmer, irgendwann im Oktober 1989…

Der Rauch war schwer, der Teppich muffig, und die Luft vibrierte von Dingen, die besser nicht ausgesprochen wurden. Ein Röhrenfernseher flimmerte ohne Ton. Auf dem Tisch: ein rechteckiger Taschenspiegel, daneben ein silbernes Röhrchen – akkurat, fast liebevoll platziert. Und über allem thronte, halb im Schatten, halb im Licht der Neonröhre: der Sahara Yeti.

„Noch eine Linie für die Freiheit?“, murmelte er, während draußen die Geschichte sich warm lief.

Berlin, 1989 – ein Pulverfass aus Unmut, Müdigkeit und verrückter Hoffnung. Die DDR taumelte, Honecker war weg, die Leute schoben sich durch Montagsdemos und Westpakete. Und während die Parteifunktionäre zwischen Angstschweiß und Aktenbergen zitterten, bereitete der Yeti seine eigene Intervention vor – wie immer diskret, stilvoll und leicht benebelt.

Er residierte in einem Plattenbau-Loft im Prenzlauer Berg, eine Mischung aus Künstleratelier, Revolutionsbunker und Wohnzimmer einer 78-jährigen Philosophin mit Fernheizungsausfall. Der Spiegel auf dem Tisch war ursprünglich ein Werbegeschenk von Interflug, aber inzwischen zur Kommandozentrale der Untergrundrhetorik umfunktioniert worden.

Auf ihm: Drei perfekt gezogene Linien importierten Selbstvertrauens, mit einem Hauch südamerikanischer Sonne. Der Yeti lehnte sich zurück, sah auf die Karte der Grenzübergänge – und seufzte.

„Es braucht nicht mehr Druck. Es braucht Entspannung.“

Am Vorabend der Pressekonferenz saß der Sahara Yeti mit Günter Schabowski – oder besser: in der Nähe von ihm, in einer dieser grauen, funktionären Datschen am Rande Berlins, wo Politik noch mit Pellkartoffeln und Nervenzusammenbrüchen gemacht wurde.

„Du siehst aus, als würdest du heute keine Fragen mehr stellen – sondern welche beantworten“, brummte der Yeti, während er ein Päckchen aus seinem Mantel zog. Darin: ein flacher, silberner Spiegel, ein feines Röhrchen, drei exakt gezogene Linien und ein kleines Faltblatt mit der Aufschrift „Neustart – sofort möglich“.

Er schob es Schabowski rüber.

„Wenn du heute was sagst, dann sag’s so, dass es keiner mehr stoppen kann.“

Schabowski zögerte. Dann griff er zum Röhrchen. Tief. Langsam. Ein Blick zum Fernseher, der stumm vor sich hin flackerte. Dann nickte er nur und murmelte:

„Also… das trifft nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich.“

Und plötzlich öffneten sich Schleusen. Menschen strömten, Mauern wankten, Geschichte kippte.

 

Was wirklich geschah?

Die Mauer fiel nicht wegen eines Befehls. Nicht wegen Gorbatschow oder Bonn. Sie fiel, weil sich in den Herzen der Menschen ein anderer Ton eingenistet hatte – ein Hall aus Verwirrung, Hoffnung und einem seltsamen Gefühl von Jetzt oder nie.

Und wer saß in genau diesem Moment auf dem Fernsehturm, blickte auf das Meer aus Menschen und brummte:

„Wenn Beton sich entschuldigt, braucht es keine Worte mehr.“

 

Richtig. Der Sahara Yeti.