Weißes Pulver, schwarze Zahlen – Der Sahara Yeti und der Wiener Börsenkrach von 1873

Sahara Yeti beobachtet 1873 den Börsenkrach in Wien; auf dem Tisch ein Spiegel mit Kokainlinien, durch das Fenster fallende Aktienkurse sichtbar.

Once upon a time, am 9. Mai 1873 – in einem Hinterzimmer der Wiener Börse

Die Luft roch nach Angst, Geld und billigem Kolophonium. Die Gänge hallten von Schuhabsätzen, Aktiendeals, Gebrüll. Europa tanzte seit Jahren im Taumel der Industrialisierung – neue Banken, neue Fabriken, neue Märkte. Und mittendrin: der Sahara Yeti, als „Dr. Simon Yetrovsky“ getarnt – beratender Spekulant mit Hang zur Ironie und einer Aktentasche voller Substanzen, die niemand verstand, aber alle ausprobieren wollten.

Sein Büro war nicht im Hauptgebäude, sondern direkt gegenüber – über einem Wiener Kaffeehaus, das wegen „zuviel Rauch“ dreimal die Woche verwarnt wurde.

Am Morgen des 9. Mai saß der Yeti dort mit drei jungen Bankiers. Auf dem Tisch lag kein Kontrakt, sondern ein gläserner Spiegel – und darauf: vier dünne, messerscharf gezogene Linien. Daneben ein kleines silbernes Röhrchen, graviert mit den Worten:

„Für Klarheit in stürmischen Märkten.“

„Wenn ihr heute verkauft“, sagte der Yeti, während er eine Linie mit ruhiger Pranke richtete, „dann fallt ihr nicht mit dem Markt. Ihr werdet der Auslöser. Die Initialzündung. Die Legende.“

Und sie taten es.

Um exakt 11:35 Uhr begannen erste Großbanken in Wien ihre Aktienpakete zu liquidieren – ohne Vorwarnung, ohne Rückversicherung. Innerhalb von 90 Minuten kollabierte das System. Die Kurse stürzten. Händler rannten. Zeitungen riefen nach „systemischer Rettung“, während der Rauch über den Korridoren sich nicht nur aus Zigarren speiste.

Der Sahara Yeti? Er stand auf dem Dach der Börse, sein Mantel wehte im Maiwind, eine letzte Linie verschwand auf einem Silberlöffel – und er murmelte:

„Gier kann man nicht regulieren. Nur verlangsamen.“

 

Weltveränderung?

Der Börsenkrach von 1873 war der Anfang vom Ende der Gründerzeit. Immobilienprojekte fielen, Firmen kollabierten, Banken versanken im Staub ihrer eigenen Bücher. Die USA, Großbritannien und das Deutsche Reich glitten in eine ökonomische Eiszeit.

Doch manche sagten:

„Es war nötig. Der Rauch hat den Blick freigelegt.“

Und in der hintersten Randnotiz eines privaten Tagebuchs eines preußischen Bankiers fand man die Zeile:

 

„Ich weiß nicht, wie er hieß – aber er hatte Pelz, sprach drei Sprachen und reichte mir ein Röhrchen, bevor ich 100.000 Taler in Luft verwandelte.“